Ev. Kirche Nieder-Wiesen

Hier die Geschichte Nieder-Wiesens mit der Beschreibung unseres Kirchengebäudes:

 

Die Orgel von Johann Michael Stumm

Die älteste Stumm-Orgel im Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau befindet sich in unserer Kirche in Nieder-Wiesen. Sie gilt als Kleinod, da sie nicht nur die älteste (ca.1725), sondern auch die kleinste Stumm-Orgel in Rheinhessen ist.

Wer war Johann Michael Stumm?

Wohlklang, Glanz und Fülle der Töne und eine barocke Grundstimmung – daran sind sie zu erkennen, die Instrumente aus der Werkstatt des Orgelbauers Johann Michael Stumm.
Die Geschichte der Orgelbauer Familie Stumm reicht bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück. Im April 1683 wurde in dem Hunsrückort Rhaunen-Sulzbach dem Schmied Christian Stumm und seiner Frau ein zweiter Sohn geboren, den sie auf den Namen Johann Michael taufen ließen. Er erlernte zunächst den gleichen Beruf wie sein Vater und sein älterer Bruder Nikolaus, der einen der größten Stahlkonzerne des Saarlandes begründete.
Während seiner Lehr- und Wanderjahre spezialisierte sich Johann Michael Stumm zum Goldschmied. Das Jahr 1706 brachte die Wende in seinem Leben. Ein Zufall: Bei einer Verlosung in Kirn gewann er eine kleine Hausorgel mit vier Registern. Als das Instrument defekt war, erprobte er daran sein Talent als Instrumentenbauer und beschloss, erneut in die Lehre zu gehen. Auf aus gedehnten Wanderungen erlernte Joahnn Michael Stumm vermutlich im Elsass (bei Silbermann) und in der Schweiz die Orgelbaukunst. Seinen Lebensunterhalt musste er allerdings weiter als Landwirt und Goldschmied verdienen – trotz des Titels „Orgelbaumeister“ reichte es zunächst nicht zum Broterwerb. Zuerst wagte sich Stumm an den Bau kleiner Orgeln ohne Pedal, denn ihm fehlte die richtige Werkstatt. Ein erster Beleg für die Arbeit Stumms ist ein Vertrag von 1717 für die Kirche St. Michael in Kirchberg – ein einmanualiges Instrument mit 14 Registern das heute verschollen ist. Es folgten Orgeln in Münstermaifeld und in Rhaunen, seinem Heimatort. Dort entdeckte man später einen Zettel in der Windlade: „Johann Michael Stumm von raunen sultzbach im Jahre 1723. Lobet den Herren mit Seyten und pfeiffen.“
Diese Widmung gibt auch einen Einblick in das Glaubensleben des Instrumentenbauers, der sein Handwerk als Ausdruck des Lobpreises Gottes verstand.
Johann Michael Stumms bekannteste Orgel steht in Kirchheimbolanden, erbaut in den Jahren 1742 bis 1745 für die damalige lutherische Schlosskirche (heutige ev. Pauluskirche). 1748 konzertierte Wolfgang Amadeus Mozart auf dieser Orgel, die seitdem "Mozartorgel" genannt wird.
Bis 1896 wurden in Rhaunen Sulzbach Orgel gebaut, die heute noch die Kunstfertigkeit der Stumms bezeugen. Innerhalb von 174 Jahre verließen nahezu 400 neue Orgeln die Werkstatt, deren Ruf so gut war, dass sogar die russische Zarin Katharina II. versuchte, die Orgelbauer nach St. Petersburg zu holen.
Von Köln bis Karlsruhe, von Trier bis Limburg und Saarbrücken finden sich die Instrumente. Allein in Frankfurt am Main wurden fünf Stumm-Orgeln aufgestellt. Die größte steht in Amorbach im Odenwald. Bis heute wird die hervorragende Qualität und die Sorgfalt der Verarbeitung der Orgeln geschätzt.
So musste das verwendetet Eichenholz mindestens 15 Jahre abgelagert sein, bevor es verbaut wurde. So ist es nicht verwunderlich, dass diese Meisterwerke auch ihren entsprechenden Preis hatten.

 

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